Als ich Peter Molyneux das letzte Mal auf der Gamescom traf, habe ich
mir ganz fest vorgenommen zu fragen, ob er nun eigentlich der Messias
der Games-Industrie ist, denn das gibt er gerne vor, oder doch nur ein
brillanter Marketing-Kopf, der besser labern kann als letztendlich
abliefern. Als inkompetenten, lügenden Nichtsnutz straft ihn das
Internet schon seit Jahren ab. Am Ende des Interviews hat Molyneux mich
so lange mit seiner gönnerhaften Vaterstimme eingelullt, dass ich
vergessen habe ihn danach zu fragen. Stattdessen sprudelte aus mir
heraus: Glaubst du eigentlich an Gott, wenn du so viele Götterspiele
machst? Da ist nicht nur dem PR-Typ, der im Hintergrund aufgepasst hat,
die Kinnlade runtergefallen.
Eines von Molyneux' ambitioniertesten Projekten war Fable. Oh, wie
haben wir damals Vorschusslorbeeren gejubelt und uns die Finger wund
geschrieben für diesen Mann. Ein Lebenssimulator sollte Fable sein.
Völlige Entscheidungsfreiheit sollte es geben. Die Möglichkeit, ein Held
zu werden in einer Welt, die sich an den Spielstil des Spielers anpasst
und nicht eine Geschichte vorschreibt. Als Fable dann erschien, war es
zwar ein gutes Spiel. Aber die völlige Entscheidungsfreiheit schrumpfte
zu einer Wahl zwischen gute Tat und böse Tat. War Fable ein richtiger
"Lebenssimulator", in dem man das Leben eines albionischen Helden von
klein auf nacherlebt? Ähm, nein.
Nun ist Fable zurückgekehrt. Das
Action-RPG schwimmt auf der Welle der HD-Remakes mit, will aber nicht
Fable HD heißen. Stattdessen: Fable Anniversary. Denn so richtig HD ist
die Grafik nicht. Im Vergleich mit dem Original hat Microsoft zwar
ordentlich aufgebohrt, in der Neuzeit landet das Abenteuer des
namenlosen Helden aber nicht. Stattdessen bedient sich Lionhead Games
einer zeitlosen comicartigen Optik. Die altert nicht so stark und sieht
recht plastisch aus. Über die niedrige Auflösung und immer wieder
auftretende Unschärfen täuscht das jedoch nicht hinweg.
Technisch
hätte dem Material mehr Polishing gut getan. Immer wieder bleibt der
namenlose Held Albions an Steinen, Gehwegplatten und Bäumen hängen. Auch
Fußgänger auf der Straßen stoppen unsere Spielfigur gerne mal aus dem
vollen Sprint, selbst wenn man sie nur leicht berührt. Große Teile der
Spielfläche sind auch noch mit Zäunen und Hügeln so abgetrennt, dass sie
einen Schlauch ergeben. Doof, weil man auch an diesen Objekten immer
wieder festhängt.
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